Smart City zum Anfassen: Pilotprojekt in der Innenstadt gestartet
Bodenfeuchtesensoren in der Hauptstraße und an weiteren Plätzen im Innenstadtbereich melden, wenn es Zeit ist zu gießen; Verkehrssensoren erfassen die Verkehrsbelastung entlang der B466 durch die Innenstadt; ein Umweltsensor übermittelt die dazugehörige Feinstaubbelastung; eine Pegelstandmessung soll vor Hochwasser infolge von Starkregenereignissen warnen. Dargestellt werden diese und zahlreiche andere Messwerte auf einem Dashboard, das über einen Bildschirm an einer jüngst aufgestellten smarten Sitzbank ausgespielt wird. Das Pilotprojekt wurde im Rahmen eines Stadtrundgangs mit den Mitgliedern des Smart City-Beirats und den involvierten Partnern eröffnet.
„Mit dem Sensorik-Testfeld machen wir die Chancen und Potenziale der Smart City sichtbar. Wir legen damit den Grundstein dafür, die Lebensqualität zu erhöhen, dem Klimawandel entgegenzuwirken und die Stadtentwicklung zukunftsfähig aufzustellen“, sagt Oberbürgermeister Michael Salomo, der den gesamten Stadtrundgang Mitte November begleitet und dabei eröffnet hat. Alle involvierten Partner – Graustich und Conclurer (beide Heidenheim), Smart Makers (Karlsruhe), C.F. Maier (Königsbronn) und ZDE (Westhausen) – haben am symbolischen Banddurchschnitt am smarten Sitzmöbel teilgenommen, das zugleich der Startpunkt für den Rundgang entlang der installierten Sensoren war.
Mit dem Test erster Anwendungsfälle rund um das smarte Parken, einer smarten Bewässerung sowie Echtzeitdaten zur Verfügbarkeit von E-Ladesäulen, Fahrradabstellmöglichkeiten und vielem mehr gehört Heidenheim zu den Vorreiterstädten in Baden-Württemberg und unter den Mittelstädten sogar deutschlandweit zu den Pionieren. „Ziel der Sensorik-Anwendungen ist ein souveräner und vor allem transparenter Umgang mit Daten, die im städtischen Raum entstehen“, erklärt Steffen Michl, Technischer Projektmanager im Smart City-Modellprojekt während der Führung durch das Testfeld. Deren Einsatz soll nicht nur den Alltag der Menschen erleichtern, sondern auch Arbeitsprozesse effizienter gestalten. Die Datenübertragung erfolgt mithilfe von LoRaWAN, einer Funktechnologie, die ein energieeffizientes Senden von Daten über lange Strecken ermöglicht.
Vom Startpunkt des Rundgangs in den Georges-Levillain-Anlagen ging es für die Gruppe, bestehend aus Vertreter*innen der Bürgerschaft, des Gemeinderates und Expert*innen, in Richtung Schlossarkaden und Eugen-Jaekle-Platz, wo die Besucherfrequenz und der Verkehr erfasst werden. Die zuverlässige Information über die Besuchsfrequenz auf öffentlichen Plätzen ist Grundlage für die bedarfsgerechte Planung öffentlicher Räume, Wege oder Veranstaltungen und Märkten. Livedaten zur Belebtheit eines Bereichs sind wertvolle Informationen für die Steuerung von Besucherströmen.
Auch die intelligente Verkehrszählung bringt wesentliche Vorteile gegenüber den mühsamen, personalaufwendigen und verhältnismäßig ungenauen klassischen Zählungen. Die genutzte Lösung mit Künstlicher Intelligenz ist schneller, anonymer und genauer. Sie erkennt Verkehrsmuster und unterscheidet zuverlässig verschiedene Verkehrsteilnehmenden vom Fahrrad bis zum Lkw. „Die Sensorik ist vollkommen datenschutzkonform. Die Aufzeichnung wird direkt auf dem Gerät verarbeitet. Übertragen werden lediglich anonymisierte Daten“, betont Smart City-Managerin Pia Dudel.
Die Stadtverwaltung hat die Anwendungsfälle aus einer breiten Bürgerbeteiligung heraus entwickelt, bei der im Laufe des Jahres in mehreren Veranstaltungen und Workshops rund 150 Projektideen zusammen kamen. Mit der Installation der Sensorik und der Aufstellung des smarten Sitzmöbels sind die die ersten Ideen realisiert. Finanziert wurde das Vorhaben im Rahmen des bundesgeförderten Smart City-Modellprojekts, das die Stadt Heidenheim noch bis 2027 gemeinsam mit der Stadt Aalen vorantreibt. Das Sensorik-Projekt soll im weiteren Projektverlauf in eine zentrale kommunale Datenplattform münden und wird ständig weiterentwickelt. Zukünftig ist dann auch die Programmierung einer Plattform vorgesehen, um die Informationen einfach und bedarfsorientiert für alle zugänglich zu machen.